Erfolgreiches Deutschlandtreffen mit neuen
Perspektiven:
Mit frischer Kraft gemeinsam für Schlesien
Dr. H.-W. Fleger
Mit
Spannung fieberte der geschäftsführende Vorstand der Landsmannschaft Schlesien
dem Deutschlandtreffen
Nur
ungern erinnert man sich zwei Jahre zurück, als das schlecht besuchte
Deutschlandtreffen und die dabei öffentlich ausgetragenen inneren Querelen die
Landsmannschaft Schlesien in eine große Krise stürzten, die fast zur Auflösung
dieses großartigen Vereins geführt hätte. Trotz dieser negativen Erfahrungen
wollte der damals neu gewählte geschäftsführende Vorstand, angeführt von ihrem
Vorsitzenden Stephan Rauhut, nicht auf weitere Treffen verzichten. Schon
frühzeitig suchte man in Hannover den Dialog mit den Vertretern aller Parteien,
die die neue Entwicklung in der Landsmannschaft positiv aufnahmen und ihre
volle Unterstützung zusicherten. Damit war ein wichtiger Schritt in die
richtige Richtung getan.
Um
hohe Kosten zu sparen, wählte man das Congress Centrum
als Räumlichkeit für das Deutschlandtreffen, was sich als guter Griff erweisen
sollte:
Am
19. Juni begann dieses Treffen mit dem Empfang bei der CDU Landtagsfraktion des
Landtages Niedersachsen. Anschließend fand der ökumenische Gottesdienst in der
Neustädter Hof- und Stadtkirche statt. Landesbischof i.R. Horst Hirschier
erfreute sich einer vollbesetzten Kirche und riss die Teilnehmer des
Gottesdienstes mit einer sehr ansprechenden Predigt in seinen Bann. Auf
heiterer Art und Weise berichtete er von seinen Erfahrungen mit Schlesiern,
denen er im Vorfeld über diesen Gottesdienst informiert hatte. So erfuhr er von
einem Schlesier, dass dieser in der Lage sei, Schlesier am Glanz in deren
Auge zu erkennen. Bischof Hirschier gab
jedoch zu, selbst noch Schwierigkeiten mit dieser Gabe zu haben. Nach dem
Gottesdienst startete auf dem Hof der Neustädter Hof und Stadtkirche die
Darbietung „Schlesien grüßt Hannover“. Eine schlesische Tanz- und
Trachtengruppe zeigte Tänze. Ein Stand bot schlesischen Kuchen und Kaffee gegen
eine kleine Spende an. Die Stimmung war sehr gut. Leider spielte das Wetter
nicht mit und der Regen beendete vorzeitig diese schöne Aktion.
Am Samstag trafen sich dann die Schlesier im Congress
Centrum. Das erste positive Signal: Schon frühzeitig konnte man auf dem
Parkplatz einige Reisebusse sichten, was an frühere gutbesuchte Treffen
erinnerte. Tatsächlich strömten deutlich mehr Besucher in das Centrum als in
den Vorjahren. Dr. Gotthard Schneider, Präsident der Delegiertenversammlung,
eröffnete die Feststunde und freute sich über die zahlreichen Besucher:
„Endlich wieder ein Schlesiertreffen! Wir haben schon unter
Entzugserscheinungen gelitten.“, so waren seine einleitenden Worte, die zu
einem tosenden Beifall führten. Dr. Schneider führte so auf einer sympathischen
Art und Weise durch das Programm. Höhepunkt der Feststunde war die Verleihung
des Schlesierschildes an Herrn Peter Großpietsch. Die Laudatio hielt sein
damaliger Amtskollege, Herr Christian Kuznik, der deutlich hervorhob, dass
Peter Großpietsch die höchste Auszeichnung der Landsmannschaft Schlesien
wahrlich verdient hat. In seiner Dankesrede erklärte Peter Großpietsch, dass er
seinem Vater am Sterbebett versprochen habe, sich um Schlesien zu kümmern!
Bescheiden endete er seine Rede mit dem rührenden Satz: „Ich habe es versucht!“
Nach
dem Grußwort Hannovers Bürgermeisters Dieter Scholz, der zugab, dass ihm als
kleinem Jungen die Besuche bei den Schlesiertreffen stets „stinklangweilig“ gewesen waren, erklärte
Bernd Busemann, Präsident des Niedersächsischen Landtages, dass die
Landsmannschaft Schlesien aufgrund ihre Charta den Friedensnobelpreis verdient
hätte. Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, Stephan Rauhut,
ergänzte stolz, dass dieser Nobelpreis dann der
14. sei, der an Schlesier gehen würde. In seiner anschließenden Rede
berichtete Stephan Rauhut über seine bisherigen Aktivitäten. Seine Gespräche
mit namhaften Politikern und mit Führungspersönlichkeiten in der schlesischen
Heimat führten zu deutlich verbesserten Beziehungen und zu einem höheren
Stellenwert der Landsmannschaft Schlesien. So lobte Stephan Rauhut diese guten
Beziehungen, erklärte aber deutlich, dass diese durchaus noch intensiviert
werden müssten. So wies er auf das Missverhältnis hin, dass zur Zeit die schlesische
Kulturförderung lediglich in einer Höhe von 50.000€ erfolgt, während andere
Vertriebenenverbände mit 3 Millionen Euro gefördert werden. So gäbe es noch
einen erheblichen Handlungsbedarf, um dieses Missverhältnis abzumildern. Er
wagte einen Blick in die Zukunft: „Ich habe einen Traum! Den Traum, dass es
eines Tages ein Schlesien gibt, in denen die Ortschilder aller Orte auch den
früheren deutschen Namen des Ortes enthalten!“ Der Beifall bestätigte die
breite Zustimmung der Besucher. Die festliche Stunde endete mit dem gemeinsamen
Singen der Nationalhymne. Danach eröffnete der Bundesvorsitzende offiziell das
Deutschlandtreffen.
Die
Halle des Congress Centrums, die nahezu die gleiche Größe wie die früher
genutzte Halle des Messegeländes besitzt, füllte sich schnell. Ebenso schnell
wurde deutlich, dass die Besucherzahl größer sein würde, als in den Vorjahren.
Die Stimmung unter den Besuchern war sehr gut und recht harmonisch. Die Musiker
der Original Breustertaler Blasmusik ließen es sich nicht nehmen, die
Anwesenden in der großen Halle mit heimatlichen Klängen zu erfreuen. Vermisst
wurde ein Fleischerstand mit schlesischen Wurstspezialitäten. Trotz intensiver
Bemühungen durch die Organisationsleitung erklärte sich kein Fleischermeister
bereit, seine Ware anzubieten. Betriebswirtschaftliche Gründe standen dabei im
Vordergrund - leider nicht die idealistischen Gründe, so wie es noch zu
früheren Zeiten üblich war. Aber das konnte die gute Laune der Schlesier nicht
trüben. So nutzten viele die kulturellen Angebote, wie z.B. die von Prof. Dr.
Michael Pietsch geleitete Schlesische Sommerakademie oder den
Bundesmitarbeiterkongress, in der der Bundesvorsitzende Stephan Rauhut mit den
Teilnehmern aktuelle Themen diskutierte.
Ebenso
gut besucht war der traditionelle Heimatabend mit einem abwechslungsreichen
Programm. Schlesische Tanzgruppen, Gesangs- und Mundartdarbietungen sowie immer
wieder eingebaute gemeinsam gesungene Lieder aus der Heimat sorgten für einen
unterhaltsamen Abend, der von Frau ….. sympathisch moderiert
wurde. Eine Überraschung zu Beginn des Heimatabends war der Besuch des BdV
Präsidenten Bernd Fabritius, der vor einigen Monaten das Amt von Frau Erika
Steinbach übernahm. Dieser ließ es sich nicht nehmen, nach den in Berlin
stattfindenden Feierlichkeiten des 1. Gedenktages für die Opfer von Flucht und
Vertreibung sofort nach Hannover zu reisen, um u.a. die Grüße von
Bundeskanzlerin Angela Merkel zu übermitteln. In seiner Begrüßungsrede
informierte er die Besucher darüber, dass Frau Erika Steinbach aufgrund ihrer
großartigen Verdienste einstimmig zur Ehrenpräsidentin des BdV gewählt wurde.
Der
Sonntag begann ebenso vielversprechend wie der Tag zuvor. Dieses Mal standen
noch mehr Reisebusse vor dem Congress Centrum. Traditionell startete der Tag
mit einem katholischen und mit einem evangelischen Gottesdienst, die wie immer
räumlich voneinander getrennt in einem sehr festlichen Rahmen stattfanden. Mit
Spannung erwarteten die Besucher die politische Hauptkundgebung, die dieses Mal
wieder mit zahlreichen Prominenten aus der Politik stattfand. Nach einem
beeindruckenden Einmarsch der schlesischen Fahnenträgern und Trachtengruppen,
der vom gemeinsam gesungenen Schlesierlied untermalt wurde, begrüßte Präsident
Gotthard Schneider mit großer Freude die anwesenden Gäste und war sich nicht
sicher, ob er sich selbst als schlesischen Bayer oder als bayrischen Schlesier
bezeichnen solle. Er blickte glücklich in so viele fröhliche Gesichter und
verstand nun die Worte des Landesbischofs Horst Hirschier beim Freitags –
Gottesdienst: „Ich erkenne nun auch den typisch schlesischen Glanz in Ihren
Augen!“, bestätigte der Präsident der Delegiertenversammlung die Freude der
Besucher. In einer rührigen Totenehrung gedachte Gotthard Schneider der
Menschen, die nicht mehr unter uns weilen. Es folgte die Grußrede des
Bürgermeisters von Hannover, ….., der würdigend an Herbert Hupka, der am 15.
August dieses Jahres seinen 100. Geburtstag hätte. Bürgermeister… lobte die
Landsmannschaft, dass sie diesen Tag besonders begehen wird. Es folgte die Rede
von Boris Pistorius, dem niedersächsischer Minister für Inneres und Sport, der
ebenfalls auf schlesische Wurzeln zurückblicken kann und den „göttlichen
Streuselkuchen“ seiner Oma besonders gut in Erinnerung behalten hat. Er
unterstrich, dass die Deutschen den Polen viel Leid während des 2. Weltkrieges
angetan haben und hielt dagegen, dass diese Tatsache kein Grund seien, die Verbrechen gegen die Deutschen mitsamt der
Vertreibung in Vergessenheit geraten zu lassen. Präsident Gotthard Schneider
ließ es sich nicht nehmen, den Minister zu loben: „Sie haben das sehr geschickt
gemacht: Mit der Geschichte vom Streuselkuchen Ihrer Oma haben sie die Herzen
der Zuhörer erobert!“ So ließ der Präsident humorvoll erkennen, dass er sich zu
einigen politischen Inhalten nicht genauer äußern wollte.
So
hatten die Besucher des Deutschlandtreffens nach der politischen
Hauptkundgebung noch reichlich Gelegenheit, sich auszutauschen, sich an frühere
Zeiten zu erinnern, sich zu informieren und einfach mit Gleichgesinnten zu
loabern. So ging jeder zufrieden nach Hause, vollgetankt mit neuem Optimismus
für die Zukunft. Gleiches gilt für die Organisatoren der Landsmannschaft
Schlesien, die sich über die Zahl von gut 2000 Besuchern erfreuen konnten.