Schlesiertreffen vom 26.6.-28.6.2009 in Hannover

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Treue Besucher des Schlesiertreffens:

Familie Lazina hier mit Frau Tscherny

 

Wieder einmal sind 2 Jahre im Fluge verstrichen und die Landsmannschaft Schlesien rief alle Schlesier auf, sich am letzten Juni – Wochenende gemeinsam in Hannover zu treffen. Man spricht von ca. 50.000 Schlesiern, die dieser Einladung folgten. Natürlich: Früher waren es deutlich mehr Besucher, so dass gleich mehrere Messehallen gefüllt wurden. Wie vor zwei Jahren reichte jedoch auch diesmal eine einzige Halle, um alle Besucher unterzubringen.

Auch unsere Bundesheimatgruppe war mit einem Infostand vertreten und das Interesse der Besucher war groß. Aus den Gesprächen konnte man immer wieder heraushören, dass die ehemaligen Bewohner des Kreises Strehlen eine Teilnahme ihrer Vertreter am Schlesiertreffen erwartet haben. Und so gab es zahlreiche Gespräche, aus denen neue Ideen geboren oder alte Ideen wieder in Erinnerung gerufen wurden. Man unterbreitete uns Vorschläge, Bitten und natürlich wurden auch Fragen gestellt wie z.B. „Wo finde ich den Spruch `Strahla leit im Grunde`?“ oder „Wo finde ich Strehlen auf der Karte?“ Man spürte regelrecht, wie die Besucher in ihren Gesprächen aufblühten und erstrahlten.

Ein Herr Dieter Scholz aus Petrigau zeigte mir 2 Bücher, die er selbst geschrieben hatte: „Lebensepisoden“ (Sammlung von kurzen Geschichten aus der Sicht des kleinen Jungen Dieter Scholz) und „Zwei Jahre“ (Autobiographie, die den Zeitraum Oktober 1944 bis Oktober 1946 beschreibt). Ich machte einige Lesestichproben und stellte fest, dass diese Passagen hochinteressant waren und mich neugierig machten. Herr Scholz war sehr erfreut über mein Interesse und schenkte mir seine „Lebenserinnerungen“, von denen ich schon nach dem Treffen 6 Kapitel gelesen hatte.

Lobenswert zu erwähnen ist, dass dieses Treffen ohne schlimmere Vorfälle und in voller Harmonie stattgefunden hat. Man sollte hierzu aber nicht verschweigen, dass schon im Vorfeld so strenge Auflagen für das Treffen auferlegt wurden, dass vermutlich auch rechtschaffene Schlesier und schlesische Gruppen sich zur Absage gezwungen fühlten bzw. erst gar nicht teilnehmen durften.

Für die Besucher jedoch war dieses Treffen ein schönes Erlebnis. Die Organisation hat sich einiges einfallen lassen und schon die Eröffnungsfeier in der Münchner Halle, die Herr Prof. Dr. Michael Pietsch moderierte, hinterließ einen schönen, positiven Eindruck bei den Teilnehmern. So sprachen der Innenminister Uwe Schünemann (MdL), der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen Herr Jochen-Konrad Fromme (MdB) sowie der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien Rudi Pawelka. Höhepunkt dieser Eröffnungsfeier war die höchste Auszeichnung (Schlesierschildverleihung) der Geistlichkeiten Großdechant Franz Jung und Pfarrer i.R. Dr. Christian-Erdmann Schott.

Ebenso beeindruckt waren die Besucher der Gottesdienste am Sonntagmorgen. Sowohl der katholische Gottesdienst (Erzbischof Dr. Jean-Vlaude Périsset, Apostolischer Nuntius in Konzelebration mit schlesischen Heimatpriestern) als auch der evangelische Gottesdienst (Pfarrer Dr. Christian-Erdamnn Schott) wurden von zwei Geistlichen zelebriert, die mit Ihren passenden Worten die Zuhörer ansprachen.

Zur anschließenden Feierstunde begrüßte Prof. Dr. Pietsch die Gäste und gedachte der Toten. Zum weiteren Ablauf folgt nun eine Pressemitteilung (www.zeitong.de):

 

„Die Freude von Michael Pietsch, dem Präsidenten der schlesischen Landesvertretung, war unüberhörbar. Als einen "guten Freund der Schlesier" begrüßte er Niedersachsens Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) beim Deutschlandtreffen der Schlesier in Hannover. "Sie passen gut zu uns", sagte Pietsch.

Der Ministerpräsident würdigte die Verdienste der Vertriebenen für den Aufbau Deutschlands. "Man kann Ihnen nur immer wieder Danke sagen", betonte Wulff. Er versprach den rund 5000 Zuhörern: "Wir werden alles tun, um das Schicksal der Heimatvertriebenen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen." Knapp 50 000 Teilnehmer waren aus allen Teilen Deutschlands und den schlesischen Gebieten im heutigen Polen nach Hannover gekommen, um ihre alte Kultur mit Musik, Trachtenumzügen und Tänzen zu feiern.

Wulff ergriff Partei für das Anliegen der Vertriebenen, an ihr Schicksal zu erinnern. "Für uns alle sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass wir uns unserer Heimat erinnern. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Ihnen dieses Grundrecht verweigern wollen", sagte der CDU-Politiker. Kindheitserinnerungen und die damit verbundenen Gefühle ließen sich "nicht einfach abstellen", unterstrich Wulff. Er machte deutlich: "Wir sollten stolz darauf sein, dass Ihnen Ihre Heimat so viel bedeutet."….Anders als beim Schlesiertreffen 2007 ließ Wulff die Diskussion um die politische Orientierung der Vertriebenen außer Acht. Anstatt zu mahnen, bestärkte der Ministerpräsident die Vertriebenen darin, sich für Frieden und Versöhnung einzusetzen. Gerade diejenigen, die Leid und Vertreibung selbst erlebt hätten, sollten "Brückenbauer der Versöhnung" sein und mit ihrem Engagement für Frieden dazu beitragen, dass Vertreibungen nicht wieder geschehen. Beifall erntete Wulff für diese Passage seiner Ansprache jedoch nicht.


Der Bundesvorsitzende der schlesischen Landsmannschaft, Rudi Pawelka, betonte, die Vertriebenen wollten "keinen Schlussstrich" unter die Geschichte ziehen, sondern "die Erinnerung an die Verbrechen der Vertreibungen" bewahren. "Wir brauchen keine Belehrung", sagte Pawelka auch mit Blick auf die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin. Es falle ihm schwer, in dem von der Stiftung geplanten Zentrum an eine "Dokumentation der Vertreibungen zu glauben, die der Wahrheit gerecht wird", sagte Pawelka

 

Es  war schon bewundernswert, dass auch viele ältere, gebrechliche Schlesier die Teilnahme nicht scheuten, obwohl sie am Rollstuhl gefesselt waren oder nur mit einer Gehhilfe sich bewegen konnten. Vor allem die gesünderen Menschen sollten diesem Beispiel folgen und sich ein solch erlebnisreiches Treffen nicht entgehen lassen.

 

Dr. H.-W. Fleger