Bernd Radetzki:

 

Zu Hause in Hussinetz

 

Für Heimatfreunde, die sich für die Kirchengemeinde Hussinetz interessieren, wird diese Nachricht ein besonderer „Leckerbissen“ sein. So wird in diesem Monat (Februar 2012) das von Herrn Bernd Radetzki geschriebene Buch „Zu Hause in Hussinetz, Friedrichstein,Gesiniec“ beim Preußler Verlag in Nürnberg erhältlich sein. Es umfasst 500 Seiten und kostet 28,-EUR. Interessenten können sich an Herrn Radetzki wenden:

 

Bernd Radetzki

Mittelshuchtinger Dorfstr, 15 A

28259 Bremen

Tel.: 0421/ 581102

E-Mail: bernd.radetzki@gmx.de

 

 

 

 

 

Zusammenfassung des Inhalts

 

Um die Jahreswende 1741/42, während des 1. Schlesischen Krieges, kamen etwa 2000 Migranten aus den grenznahen ländlichen Gebieten Böhmens nach Schlesien, wo ihnen Friedrich der Große Schutz gewährte. Grund war die konfessionelle Unterdrückung, denn sie fühlten sich in der Tradition der Böhmischen Brüder, nannten sich anfangs auch gern Hussiten und lehnten den im Habsburger Machtbereich staatlich verordneten katholischen Glauben ab. Außerdem sehnten sie sich danach, als freie Bauern auf eigenem Grund und Boden leben zu können.

 

Nach einigen Jahren der Entbehrung in Münsterberg (heute: Ziębice) konnten 147 Familien mit Hilfe ihres Pfarrers Blanitzky vor den Toren der niederschlesischen Stadt Strehlen (heute: Strzelin) Land kaufen und ab 1749 einen ganz neues Dorf erbauen, das sie nach dem Reformator Jan Hus Husinec nannten, deutsch: Hussinetz. Hier fanden sie endlich eine neue Heimat, Freiheit im Glauben  und Unabhängigkeit von feudalistischer Herrschaft.

 

Dieses neue Zuhause umfasste dann 200 Jahre lang für die Neusiedler und ihre Nachkommen nicht nur Haus, Hof, Garten und Felder. Es bezog sich auch auf die neu entstandenen familiären Bindungen und die Nachbarn. Man blieb weitgehend unter sich und bewahrte die Bräuche und die böhmische Sprache. Die böhmischen Lieder und die in der Kirche verwendeten Bücher halfen ihnen bei der Pflege der Tradition. Besonders genau achteten sie auf die Einhaltung der Privilegien, die ihnen Friedrich der Große eingeräumt hatte. So behielten die Kolonisten, soweit es möglich war, ihre Unabhängigkeit von der staatlichen und kirchlichen preußischen Obrigkeit. Geführt und unterstützt wurden sie dabei von ihren Predigern und Pastoren.

 

Diese Geschichte wird in einem weit geschlagenen Bogen beschrieben und mit vielen Dokumenten belegt. Wo es möglich gewesen ist, sind Namen und Herkunft der Menschen erfasst worden. Die alten Ansiedlungsurkunden und frühen Kaufbriefe aus der Zeit Friedrichs des Großen, der Aufbau und die Organisation des neuen Gemeinwesens und weitere Ortsgründungen in der Nähe bilden einen besonderen Schwerpunkt. Das Geschehen im Pfarrbezirk wird mit vielen Details dokumentiert. Dabei wird auch über die böhmische Kirche mit ihren Friedhöfen, die Lebensläufe aller Pastoren der Parochie und alle gefeierten Ortsjubiläen ausführlich berichtet. Der Leser erhält einen breiten Einblick in 200 Jahre Ortsgeschichte.

 

Dann folgt ein Bericht zur Evakuierung im Winter 1944/45. Bald nach Kriegsende flossen 1945 Tränen des Abschieds. Etwa 1000 Personen böhmischer Herkunft  reemigrierten in die Tschechoslowakei. Andere mussten ihre Heimat in Richtung Mittel- und Westdeutschland verlassen. In den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde das Ende der böhmischen Geschichte in den Gemeinden um Strehlen besiegelt. Zunächst gab es noch eine tschechische Schule und Laienprediger, die den Gottesdienst aufrecht erhielten, später dann Pastoren der reformierten Kirche Polens. Die böhmischen Wurzeln sind heute nur noch in wenigen Familien zu finden. Geblieben sind die zerstörten Friedhöfe mit wenigen restlichen Grabsteinen sowie die alte böhmisch-reformierte Kirche, die 1982 an die polnische Gemeinde übergeben wurde und nach Restaurierung und Renovierung nun als katholisches Gotteshaus dient. Die schlechten Zeiten überdauert hat auch das Hussinetzer Denkmal zur Erinnerung an die Toten des 1. Weltkrieges. Es wurde etwa 1965 umgestürzt und im Jahr 2005 von der Stadt Strehlen neu aufgerichtet. Über das Geschehen in der Nachkriegszeit wird ebenfalls bis zum Jahr 2011 berichtet, veranschaulicht durch viele Fotos von Menschen, Landwirtschaften, Gebäuden mit Lüftungsöffnungen in Kelchform und den noch erkennbaren Gräbern.