In der Heimat der Eltern: Eine schlesische Rundreise

 

Meine erste Reise nach Strehlen fand 1999 statt. Die 250 Jahr Feier der Gemeinde Hussinetz war der damalige Anlass und natürlich fand diese Reise in offizieller Mission der Bundesheimatgruppe statt. Es folgten weitere Strehlenbesuche in Jahrestakt. 2000 wurde das "Reiterlein" eingeweiht, 2003 sollte der Grundstein für ein Museum in Strehlen gelegt werden. 2004 gab es das erste Treffen zwischen Vertretern der Stadt Strehlen und Strahlen. Es folgte eine Partnerschaft beider Städte - eine Partnerschaft, die auf einer Idee und auf ein aktives Hinarbeiten unserer Bundesheimatgruppe basiert. Es folgten die Einweihungen des Paul Ehrlich Denkmals, des Kriegerdenkmals in Hussinetz und des Rathausturmes am Ring. Mein bis dahin letzter Besuch war 2010. Bei all diesen Besuchen führten die "offiziellen Termine" dazu, dass in der Regel nur wenig Zeit für intensivere Heimatkunde verblieb.

 

Bei der diesjährigen Urlaubsplanung kam mir dann die Idee, mit Kristina eine Schlesienreise frei von Pflichtterminen durchzuführen. Alles, was man immer mal besichtigen wollte, könnte man dann in aller Ruhe anschauen. Wie oft waren wir schon durch das Riesengebirge gefahren? Immer wollten wir mal die Schneekoppe betrachten oder sogar hoch wandern. Aber nach fast 700km Fahrt hatte man nicht die "Murre" und auch nicht die Zeit, uns diesen Wunsch zu erfüllen. Wie oft hieß es: "Ich möchte mal die Friedenskirche in Schweidnitz besuchen!" Ja, in Schweidnitz waren wir mal angekommen, weil wir uns verfahren hatten. Aber bei der intensiven Suche des richtigen Weges ist uns keine Friedenskirche aufgefallen. Wie oft sind wir bei der Rückfahrt an Jauer vorbeigekommen? In Anbetracht der langen Fahrt hatten wir stets auf einen "Abstecher" verzichtet.

 

Das sollte dieses Jahr anderes werden: Zum einen waren natürlich die zahlreichen offiziellen Nebentermine für diesen Mangel verantwortlich, aber auch die weiten An- bzw. Rückfahrten. Also mussten für die kommende Reise Zwischenübernachtungen  eingeplant werden. Ohne Überlegung fiel die Wahl auf Falk Pusch, der in Dorf Wehlen - in der schönen sächsischen Schweiz - eine schöne idyllische Pension "Zur alten Säge" betreibt. Bei ihm sollte der erste Zwischenstopp mit zwei Übernachtungen sein. Dann könnten wir über Görlitz, Bad Flinsberg, Hirschberg - Agnetendorf, Schloss Lomnitz , Krummhübel nach Pec Pod Sniezko (Tschechien) fahren, wo drei weitere Übernachtungen sinnvoll wären. Von hier aus würden wir die Schneekoppe besteigen. Bad Kudowa sowie Königskrätz/Sveti liegt auch nicht weit von Pec Pod entfernt. Von Pec Pod aus könnte man schließlich über Schweidnitz nach Strehlen reisen. Dort wären Breslau, Münsterberg, Wansen, Ohlau und der Zobten geeignete Ausflugsziele.

 

Die Planung erstreckte sich über fast zwei Wochen. Besonders die polnischen Ortsnamen und die Adressen einiger Besichtigungsobjekte mussten im Internet herausgesucht werden. Das erwies sich komplizierter als erwartet. Z.B. heißt der Ort Agnetendorf, wo der schlesische Nobelpreisträger Gerhard Hauptmann im Haus Wiesenstein lebte, auf polnisch Jagniątków. Dieser Ort war jedoch nicht auf meinem Navigationssystem registriert. Allerdings gehört dieser Ort zu Hirschberg, so dass man die Adresse unter Jelenia Gora finden konnte. Schon bei der Vorbereitung wurde uns klar, dass einige Tage zu sehr gefüllt waren, so dass vermutlich einige Orte wegfallen müssten. Aber das konnte man ja dann vor Ort entscheiden. Nach der Planung wurden dann die Unterkünfte reserviert.

 

Am 1. August 2013 ging es dann los. Das erste Ziel sollte erst einmal Dresden sein. Über die A2, A1 und A44 ging es erst einmal in Richtung Kassel. Von dort aus bevorzugen wir mittlerweile die A38, die man über die A7 Richtung Göttingen erreicht. Die A38 in Richtung Leipzig ist meist weniger belebt und auch deutlich kürzer als die A4 über Erfurt. So erreichten Kristina und ich Dresden gegen frühen Nachmittag. Hier machten wir eine Stadtbesichtigung. Als erstes steuerten wir die Frauenkirche an, die uns immer wieder fasziniert. Während es draußen schon unangenehm heiß war, war es in dieser Kirche recht angenehm. Nun gingen wir in Richtung Zwinger und zur Semperoper. Wegen der Hitze hielten wir uns aber nie zu lange auf und besichtigten daher lieber die Domkirche von innen. Natürlich ging es auf die Brühlsche Terrassen. Von hier lassen sich sehr gut die Elbe und zahlreiche Sehenswürdigkeiten betrachten. Die Sommerhitze führte aber dazu, dass wir auf einen weiteren Rundgang verzichteten. Kristina hatte die Idee, noch nach Moritzburg zu fahren. So steuerten wir Richtung Norden. Schon nach der Orteinfahrt konnte man das berühmte Schloss von weitem sehen. Ich muss immer wieder an die Verfilmung des wundervollen Märchens "Drei Nüsse für Aschenbrödel" denken, wenn ich dieses Schloss sehe. Da es leider schon zu spät war, konnten wir nur den Eingangsbereich und die Terasse besichtigen. Als wir um das Schloss herum gingen, bemerkte ich: "Hier sind ja keine Treppen, wo Aschenbrödel ihren Schuh verloren hatte". Doch ein paar Meter später entdeckte Kristina diese: "Da sind sie doch!"  Nun fuhren wir nach Dorf Wehlen. Falk hatte uns das  Apartment gegeben. Es besteht aus zwei Zimmern und einem Bad. Kristina gefiel das Zimmer und die schöne ruhige Lage so gut, dass sie am liebsten dort geblieben wäre.

 

                

Semperoper in Dresden

Dresden Altstadt

Moritzburg

Pension "Zur alten Säge" Rückseite

Gaststätte "Zur alten Säge"

Blick von der Bastei Richtung Stadt Wehlen

Blick von der Bastei Richtung Rathen

Görlitz

 

 

Am zweiten Tag besichtigten wir die Bastei. Wir waren schon mehrmals dort, aber immer wieder müssen wir über das Wunder, das uns die Natur hier geboten hat, staunen. So wanderten wir nach Rathen. Der Ort liegt unterhalb der Bastei. Im Wald war die erneute Sommerhitze einigermaßen erträglich, aber in Rathen angekommen war diese recht unangenehm. So machten wir uns rasch auf den Rückweg und genossen oben angekommen nochmals den herrlichen Ausblick zur Elbe. Am Abend hatte Falk eine größere Jäger Gesellschaft aus Osnabrück zu Gast, die im schön umgebauten Gewölberaum ein Treffen feierte. Etwa ein duzend Jäger hatten ihr Horn mitgebracht und bliesen zum Ständchen mehrere Stücke, was für uns ein besonderes Ereignis darstellte.

 

Am dritten Tag brachen wir in Richtung Schlesien auf. Die Innenstadt von Görlitz erwies sich erwartungsgemäß als recht sehenswert. Schön verzierte Häuser rundeten das Stadtbild ab. Hin und wieder begegneten uns Frauen in schlesischer Tracht und vieles erinnerte an die guten schlesischen Traditionen. Kristina entdeckte in einem Schaufenster eine Information über den "Tipla Markt", der wohl erst in der nächsten Woche stattfinden sollte. Diesen hätte sie allzu gerne besucht. So fuhren wir dann weiter in Richtung Hirschberg. Wie erwartet verstrich die Zeit zu schnell. Eigentlich war Bad Flinsberg geplant, aber das könnten wir aufgrund des Zeitdruckes nicht genießen. So steuerten wir Haus Wiesenstein in Agnetendorf an. Wir staunten, wie lang sich die letzte Steigung zu diesem Dorf hinzog. Oben angekommen sahen wir auch schon einen großen Parkplatz mit vielen Bussen. Keine Frage: Hier musste die ehemalige Residenz von Gerhard Hauptmann sein. Haus Wiesenstein zeigte sich in einem sehr guten Zustand. Viele Besucher tummelten sich im Freien. Im Haus befindet sich ein Museum mit zahlreichen Bildern und Utensilien, die an Gerhard Hauptmann erinnern. Auf einem großen Schreibtisch lag ein Fotoalbum, das von jedem eingesehen werden konnte. Schriftstücke dokumentieren die Fotos. Im Hintergrund hörten wir eine Sängerin, die für ein Abendkonzert probte. Sie befand sich in der oberen Etage, die für Besucher nicht zugänglich war. In einem kleineren Raum befand sich eine Leinwand.  Hier wurden in gewissen Abständen Filme gezeigt. Beeindruckt verließen wir das Haus.

 

Nun stand die Holzkirche Wang in Krummhübel (Karpacz) an. Das Navigationssystem führte uns zielsicher immer höher, bis wir Krummhübel erreichten. Ein gigantisches Panorama eröffnete sich uns. Kein Zweifel: Wir waren in den Bergen. Die Parkplatzsuche erwies sich etwas schwierig, denn man durfte nicht zur Kirche hoch fahren. Wir fanden schließlich einen Platz, der von einem polnischen Jungen bewacht wurde. Wir mussten erst noch einige  hundert Meter einen steileren Berg hochgehen, bis wir schließlich die Kirche erreichten. Von dort aus erschien die Schneekoppe zum Greifen nahe - als müsste man nur ein paar Meter hochklettern, um den Gipfel zu erreichen. Aber das war ja erst für den nächsten Tag geplant. Jetzt wollten wir uns erst einmal der Kirche Wang widmen. Sie erschien uns kleiner als erwartet. Aber die Anreise hatte sich gelohnt. Krummhübel ist ein schöner Urlaubsort, wo man durchaus einige Tage verbringen könnte. Aber wir hatten uns für die tschechische Seite Pec Pod entschieden und fuhren so weiter. Der Weg führte serpentinenartig durch einen Wald. Das Navigationssystem zeigt auch die Höhe über NN an. Ich staunte, als das Gerät schon über 800m anzeigte. Kurz darauf waren es schon 900m, schließlich kamen wir auf 1050m über NN. Da war auch schon die Grenze. Wir erreichten Tschechien und hatten einen erneuten Blick zur Spitze der Schneekoppe. Bis Pec Pod waren es jetzt nur noch wenige Kilometer.

 

Haus Wiesenstein in Agnetendorf / Hirschberg

Kirche Wang in Krummhübel / Karpacz

Schneekoppe von Krummhübel aus gesehen

Wanderweg zur Schneekoppe von Pec Pod aus

 

Wir hatten auf Empfehlung unseres Freundes Friedhelm Tscherny im Hotel Tetrivek reserviert. Die Zimmer waren recht klein und einfach, das Frühstücksbüffet dafür war aber reichlich und gut. Wir freuten uns schon auf die Besteigung der Schneekoppe. In der Nacht gab es jedoch ein starkes Gewitter mit reichlich Regen. Wir hatten aber Glück: Durch das Gewitter hatte es sich abgekühlt. Die Sonne kam wieder durch, so dass wir den Aufstieg wagten. Bis zum Lift waren es nur wenige hundert Meter. Von der oberen Station waren es nur noch 5,5km bis zum Gipfel. Auf der Hälfte des Weges kam eine Baude, wo wir eine kleine Rast einlegten. Dann ging es weiter. Ein schöner Weg führte durch einen kleinen Nadelwald mit nicht allzu hohen Bäumen. Da war sie wieder: Die Schneekoppe, zum Greifen nahe. Es zog sich aber noch, bis wir tatsächlich den Fuß des Berges erreichten. Hier begann eine steinige Treppe mit endlosen Stufen - nicht besonders angenehm zu gehen. Immer wieder machten wir eine kleine Pause und so kamen wir Schritt für Schritt dem Gipfel immer näher, bis wir schließlich oben waren. Der Blick in Richtung Süden war ungetrübt und sonnig. Nach Norden hin versperrten Nebelbänke zunächst die Sicht. In einer Hütte gönnten wir uns einen Kaffee. In der Zwischenzeit hatte sich auch der Norden aufgeklärt und so hatten wir eine weit reichende Aussicht, u. a. auch auf Krummhübel. Da die Beschilderung am Gipfel recht dürftig war, gingen wir sicherheitshalber den selben Weg zurück, um nicht versehentlich in Polen zu landen. An der Baude machten wir eine Pause bei Kaffee und Kuchen. Ich entdeckte einen Wegweiser nach Pec Pod. Der Weg sollte 3,5km sein und erschien mir kürzer. Dieser Weg erwies sich leider nicht als gute Wahl, da er sich als recht steinig und unwegsam erwies. Dafür war er landschaftlich gesehen recht ansehnlich. Immerhin brauchten wir 1,5 Stunden, um endlich in Pec Pod anzukommen.

 

Am 5. Tag machten wir einen Ausflug nach Bad Kudowa, das direkt hinter der tschechischen Grenze liegt. Die Innenstadt besitzt einige sehenswerte Bauwerke. Aber auch hier bewirkte die Sommerhitze, dass wir nicht allzu lange umher wanderten. Also fuhren wir wieder in die Tschechei in Richtung Königsgrätz. Aufgrund der Hitze entschlossen wir uns, Königsgrätz selbst nicht zu besichtigen, aber den Friedhof in Sveti. Auf diesem ließ Dr. Langer bei seiner 2. Kulturtagung eine Gedenktafel anlässlich der großen Schlacht 1866 anbringen, bei der unser gemeinsamer Vorfahre Johann M. Fleger aus Hussinetz im Alter von 25 Jahren sein Leben ließ. Dank Navigationssystem fanden wir den Friedhof recht schnell und auch die Gedenktafel, die auf Strehlener Granit befestigt ist. Danach ging es wieder nach Pec Pod, wo wir die Stadt genauer erkundeten.

 

Am 6. Tag sollte es schließlich nach Strehlen gehen. Wir fuhren zunächst wieder in Richtung Hirschberg zum Schloss Lomnitz. Obwohl ich schon mehrmals dort war, fiel mir erstmals auf, dass auch von dort aus die Schneekoppe zu sehen ist. Vermutlich war die Wetterlage bei den früheren Besuchen nie so klar wie an diesem Tag. Direkt benachbart zum Schloss Lomnitz befindet sich der Palast Wojanow, ein pompöses Schloss mit riesiger Parkanlage. Hier gibt es ebenso wie im Schloss Lomnitz ein luxuriöses Hotel. Nach der Besichtigung steuerten wir dann Schweidnitz an, direkt zur Adresse der Friedenskirche. Die Kirche ist jedoch so gut hinter einer Mauer versteckt, dass man sie ohne Navigationssystem wohl kaum finden würde. Von außen ist diese Fachwerkkirche wirklich ein "Augenschmaus". Im Innern der Kirche sind die Restaurationsarbeiten noch nicht abgeschlossen. Man hofft, dass eines Tages die große Kirchenorgel mit Hilfe von Spendengeldern wieder erklingen wird. Auf dem Kirchengelände selbst befinden sich Gräber mit deutschen Grabmälern, die noch sehr gut erhalten sind.

 

Blick auf Krummhübel (vom Gipfel der Schneekoppe)

Wanderweg zurück nach Pec Pod

Bad Kudowa

Schloss Lomnit

Schloss Wojanow

Friedenskirche zu Schweidnitz

 

 

Nach diesem Abstecher fuhren wir schließlich nach Strehlen. Wir waren schon sehr auf den neuen Rathausturm gespannt. Zuerst ging es aber zum Hotel Maria, um uns ein wenig auszuruhen. Wir wussten, dass unsere gute Freundin Krista Schwarz aus Essen an diesem Abend ebenfalls in Strehlen eintreffen würde. Ihre Eltern, die im letzten Jahr starben, lebten bis ins hohe Alter in Friedrichstein, nicht weit vom Kriegerdenkmal. Zeitzeugen werden ihre Mutter unter den Namen Schwarz Emma kennen. Gegen Abend wollten wir schauen, ob Krista schon zu Hause ist. So gingen wir den Marienberg hinab und passierten gerade die böhmische Kirche in der Altstadt, als uns Krista mit dem PKW entgegen kam. Sie wollte ihre Mutter auf dem Friedhof (am Ende der Breslauer Straße) besuchen. Wir fuhren natürlich gleich mit.

 

Am 7. Tag wanderten wir nach Friedrichstein. Zunächst ging es durch die Altstadt in Richtung Windmühlberg. Kurz vor dem kleinen Bruch bogen wir rechts ab. Dieser Weg führt zum Kriegerdenkmal und zur ehemaligen Landwirtschaft von Kristinas Eltern (Hermann u. Frieda Papesch). Die Sonne lachte und es gab wieder einmal eine glasklare Aussicht. Unsere Blicke schwenkten von der Zuckerfabrik ausgehend nach rechts: im Hintergrund der Zobten, dann die Häuser an der Frankensteiner Straße mit den Kränen am Granit - Steinbruch, der Marienberg und dann der Rathausturm, der Strehlen wieder in einem neuen Glanz erstrahlen lässt. Wir kamen beim Kriegerdenkmal an. Die ursprünglich goldene Farbe der Inschriften war leider schon deutlich verblasst. Allerdings sind die Namen weiterhin gut lesbar. Wir folgten nun den Weg in Richtung Ziegenberg, an der ehemaligen Landwirtschaft der Eltern vorbei. So grün bewachsen hatten wir sie noch nie gesehen. Am Ziegenberg wählten wir den direkten Weg nach Zwölfhäuser, der an der damaligen Tischlerei Friesel vorbeiführt. Am Ende des Weges befindet sich ein kleiner Pfad, der am Steinbruch in Zwölfhäuser mündet. Auch dieses Mal wurde das kühle Nass von einigen Badegästen genutzt, darunter zwei freundliche Jungen. Einer der beiden sprach recht gut Deutsch. Ich erzählte ihm, dass wenige hundert Meter entfernt mein Vater (Konrad Fleger) wohnte und ebenfalls oft in diesem Steinbruch schwamm. Der Junge selbst kam aus Obermehltheuer. Für eine Ftoaufnahme demonstrierten uns die beiden Jungs den Sprung von der Teufelswand, die zur Jugendzeit meines Vaters etwa 10m hoch war. Mittlerweile sind es vielleicht 5m. Diesen Sprung nahm ich natürlich per Video auf. Nun gingen wir zum Elternhaus meines Vaters, dass sich vom Steinbruch aus gesehen am Ende der Straße auf der linken Seite befindet. Auf dem Rückweg schauten wir uns noch die alte Jirmann - Schmiede und die Schule in Mehltheuer an. Dann ging es am Pultar - Saal vorbei den Windmühlberg hinab.

 

Am Nachmittag fuhren wir nach Münsterberg. Das Städtchen machte einen schmucken, idyllischen Eindruck. Uns gefielen die gepflegten Häuser sehr gut. Wir setzten uns in eine Pizzeria (Restaurant Rinkowa), die uns wegen der freundlichen Atmosphäre sehr gut gefiel. Es lohnt sich allein schon wegen dieser Pizzeria von Strehlen nach Münsterberg zu fahren. Nachdem wir uns dort gestärkt hatten, fuhren wir nach Wansen. Dazu mussten wir aber wieder zurück nach Strehlen fahren. Kurz vor Striege fiel uns ein sehr schönen Blick auf Steinkirche auf. Aus diesem Ort stammt Rudi Hilbich, ein guter Freund meines Vaters. Ich machte einige Aufnahmen. Es ging weiter nach Wansen. Als wir den Ring dort erreichten, war gerade die Feuerwehr im Einsatz, die mit einem ordentlichen Wasserstrahl durch die Gegend spritzte. Was genau der Grund dafür war, konnten wir nicht erkennen. Jedenfalls hatte nichts gebrannt. Wir machten einen kleinen Rundgang um das Rathaus und nahmen dann die Fahrt in Richtung Ohlau auf. Wir waren sehr erstaunt, denn Ohlau wirkte auf uns, wie eine schmucke Großstadt. Ich selbst hatte es kleiner eingeschätzt. Wir parkten am Rathaus und machten einen Spaziergang durch die Straßen. Auch hier gefiel uns die Stadtatmosphäre sehr. Die Sonne ging so langsam unter und wir machten uns zurück nach Strehlen.

Steinbruch in Zwölfhäuser

Blick vom Windmühlberg

Altstadt Strehlen mit alter böhmischer Kirche

Rathaus Münsterberg

 

Im Vorfeld der Planungen hatte ich durch Herrn Sikorski von der Stadt Strehlen erfahren, dass Bürgermeisterin Pawnuk am 8.8. aus ihrem Urlaub zurück sein würde. So hoffte ich, am 8. Tag bei ihr und bei Herrn Sikorski "Guten Tag" sagen zu können. Leider war Frau Pawnuk noch nicht zurück. Aber Herr Sikorski ließ es sich nicht nehmen, uns die Räumlichkeiten des Rathausturmes zu zeigen. So bestiegen wir diesen bis oben hin und genossen eine tolle Aussicht. Natürlich wurden wieder Fotos rundum aufgenommen, die dieses Mal einige neue Perspektiven gewannen. So vergingen die Stunden und die Sonne brannte noch intensiver, als sie es an allen bisherigen Tagen tat. Eigentlich hatten wir noch Breslau auf den Plan stehen - aber bei der Hitze? Kristina hatte die Idee, dass wir gegen späteren Nachmittag fahren sollten. Unsere Freundin Krista wollte uns begleiten. Nachdem wir die Mittagshitze abgewartet hatten, ging es schließlich los. Zuerst steuerten wir die Jahrhunderthalle an. Obwohl gerade keine Aufführungen stattfand, war doch recht viel Leben hier zu verzeichnen. Wir fuhren weiter zum Ring. Ich hatte Glück und fand einen Parkplatz gegenüber vom Königsschloss unmittelbar am Ring. Der Ring erglänzte in der Abendsonne und war ebenfalls voller Leben. Künstler unterhielten die Kinder, Straßenmusikanten musizierten und der Springbrunnen am neuen Rathaus plätscherte romantisch daher. Natürlich wollten wir auch zur Dominsel. Dafür gingen wir zur Universität, die ein Schmuckstück darstellt und überquerten dann die Hauptstraße. Dann ging es der Oder entlang. Auf der Dominsel war noch einiges los. Auch hier ließen Musikanten Melodien erklingen. Wir ließen uns beim Rundgang auf der Dominsel richtig Zeit, so dass es schon dunkel wurde, als wir wieder zurück zum Ring gingen. Nun sahen wir das erste Mal Breslau hell erleuchtet. Die Lichter spiegelten sich in der Oder. Die Stadt zeigte sich in einem neuen Glanz. Am Liebsten könnte man die ganze Nacht in dieser Stadt verbringen, denn Langeweile tritt hier bestimmt nicht ein. Vollgefüllt mit neuen Eindrücken machten wir uns zurück nach Strehlen.

 

Nun fehlte eigentlich nur noch die Besteigung des Zobten. Aber auch dieses Mal hatten wir wegen der Hitze große Zweifel. Unsere Freundin Krista schlug uns vor, auf den Rummelsberg zu wandern. Da waren wir noch nie! So fuhren wir mit ihr zunächst nach Prieborn, wo wir einen Zwischenstopp an der Kirche machten. Hier war die Heimat des Kirchenkomponisten Max Drischner. Ihm zu ehren wurde vor einigen Jahren eine Gedenktafel an der Kirche angebracht, die auch heute im gut gepflegtem Zustand ist. Von Prieborn aus fuhren wir einen Parkplatz am Fuß des Rummelbergs an. Von hier aus brauchten wir nur noch ein paar Höhenmeter zu Fuß überwinden und schon waren wir oben. Mittlerweile wurde hier wieder ein Aussichtsturm errichtet, allerdings stehen die Bäume etwas höher, so dass keine Rede von "Aussicht" sein kann. Das Problem: Der Förster hatte es bisher nicht erlaubt, dass man die Bäume kürzt.

 

Steinkirche (von Striege aus gesehen)

Rathaus Wansen

Blick vom Rathausturm auf Strehlen

Jahrhunderthalle in Breslau

Ring zu Breslau

Max-Drischner- Gedenktafel an der Prieborner Kirche

Rummelsberg mit neuem Turm

Friedenskirche in Jauer

 

Gegen Abend waren wir bei unserem Freund Paul und seiner Frau Bogusia eingeladen, die nicht weit vom Marienberg entfernt wohnen. Es war ein erfreuliches und herzliches Wiedersehen. Wir wurden kulinarisch verwöhnt und hatten einen sehr schönen unterhaltsamen Abend, der wie im Fluge verstrich. Paul heißt in Wirklichkeit Zbigniew Kazimierowicz und interessiert sich sehr für die Geschichte seiner Stadt Strehlen. Er engagiert sich sehr für eine gute Zukunft seiner Heimatstadt. Da Paul mit sehr vielen Menschen in Strehlen befreundet ist, hat er immer wieder die richtigen Beziehungen, um zu helfen. Daher ist er in der Regel der ideale Ansprechpartner, wenn deutsche Besucher mehr über Strehlen erfahren möchten.

 

Am 10. Tag traten wir die Rückreise an. Überrascht wurden wir bei der Auffahrt auf die Autobahn bei Breslau: Die Auffahrt war mit einer Schranke versehen. Wir mussten ein Ticket ziehen. Wir fragten uns, seit wann es in Polen auch eine Maut gäbe. Nach nur wenigen Kilometern kam dann die Station, um die Gebühr zu bezahlen. Es kam deswegen zu einem Stau. Obwohl 10 Durchfahrten geöffnet waren, mussten wir fast eine Stunde warten, um 1,10 Zloty zu entrichten. Dieses Mal machten wir aber einen Abstecher in Jauer. Auch hier gibt es eine Friedenskirche, die der Kirche in Schweidnitz ähnelt. Jauer besitzt ebenfalls einen schönen Ring. Allerdings waren gerade Bauarbeiten im Gange, so dass man nicht den ganzen Ring befahren konnte.

 

Unser nächster Zwischenstopp war dann Berlin. Hier besuchten wir Kristinas Cousine Dorothea (Tochter von Friedrich Papesch). Ich möchte an dieser Stelle nicht alle Erlebnisse in Berlin schildern. Aber interessant war der Ausflug nach Berlin - Rixdorf. Hier gibt es ein "Böhmisches Dorf", dass dem alten Hussinetz sehr ähnelt. Eine Straße heißt sogar  "Jan-Hus-Weg"! Dieses Erlebnis rundete unsere Schlesienreise ab. Nach drei weiteren Übernachtungen ging es dann endgültig nach Hause.