Presseinformation

14. Juni 2002

 

Auf dem Weg zum gemeinsamen Europa

Vertiefung der deutsch-polnischen Zusammenarbeit:

 

 

Feierliche Eröffnung des „Willy Brandt Zentrums für Deutschland- und Europastudien“ an der Universität Wrocław

 

 

Am 18. Juni 2002 wird im Rahmen eines Festakts in der Aula Leopoldina der Universität Wroclaw das „Willy Brandt Zentrum für Deutschland- und Europastudien“ eröffnet. In Anwesenheit des polnischen Ministerpräsidenten Leszek Miller und des deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder sowie zahlreicher Minister werden der Rektor der Universität Wroclaw, Professor Dr. Romuald Gelles und der Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), Professor Dr. Theodor Berchem, eine Vereinbarung über die Errichtung dieses, gemeinsam von der Universität und vom DAAD getragenen Zentrums unterzeichnen.

 

Die Anregung, an einer polnischen Universität ein  Zentrum für Deutschlandstudien zu gründen und diesem den Namen des Friedensnobelpreisträgers Willy Brandt zu verleihen, gab Bundeskanzler Schröder am 6. Dezember 2000, in seiner Rede vor dem polnischen Parlament aus Anlass des 30. Jahrestags des historischen Warschauer „Kniefalls“ Willy Brandts.   

 

Mit Zentren für Deutschland- und Europastudien fördert der DAAD weltweit in wichtigen Partnerländern die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Deutschland in universitärer Lehre und Forschung. In interdisziplinärer Zusammenarbeit, an der die Kultur- und Sozialwissenschaften ebenso beteiligt sind wie die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, werden deutschlandbezogene Lehrprogramme (meist auf Master-Niveau) angeboten. Hochqualifizierte Doktoranden und Nachwuchswissenschaftler werden bei ihren Forschungsvorhaben betreut. Veranstaltungen zu aktuellen Fragen der deutschen und europäischen Politik, Wirtschaft und Kultur richten sich an eine weitere Öffentlichkeit.

Die Zentren sind an renommierten Universitäten angesiedelt, die in der Regel nach einem Ausschreibungs- und Wettbewerbsverfahren durch unabhängige Gutachter ausgewählt wurden. Sie werden vom DAAD mit Mitteln des Auswärtigen Amtes für maximal 10 Jahre unterstützt. Von den Partnerhochschulen werden Eigenleistungen in gleicher Höhe erwartet und die Bereitschaft, die Zentren nach Ablauf der DAAD-Förderung weiterzuführen.

Die ersten „Centers for German Studies“ mit DAAD-Förderung wurden Anfang der 90er Jahre in den USA gegründet (Harvard, Georgetown, UC Berkeley). Inzwischen ist ein – auch untereinander kooperierendes – Netzwerk von Instituten in den USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Japan entstanden.

 

Mit den Vorbereitungen zur Errichtung des  Willy Brandt Zentrums in Breslau konnte begonnen werden, nachdem die Universität Wrocław einen vom DAAD ausgeschriebenen Wettbewerb gegen andere renommierte polnische Universitäten gewonnen hatte. Es ist bis jetzt die einzige Lehr- und Forschungseinrichtung dieses Typs in den Ländern Mittelosteuropas. Am Zentrum wurden sechs Lehrstühle eingerichtet, und zwar für Wirtschaftswissenschaften, Rechtswissenschaften, Geschichte, Germanistik, Politikwissenschaft sowie Kommunikations- und Kulturwissenschaft.

 

Die Aufgaben und die Tätigkeit des Willy Brandt Zentrums ergeben sich aus der Bedeutung einer engen deutsch-polnischen Zusammenarbeit für die Entwicklung Europas sowie aus dem bevorstehenden Beitritt Polens zur Europäischen Union. Sie soll einem besseren Verständnis der neuen europäischen Wirklichkeit im Rahmen deutsch-polnischer Kontakte dienen. Künftige Fach- und Führungskräfte sollen ermutigt werden, sich mit deutschlandkundlichen und europa-orientierten Themen zu beschäftigen, um auf diese Weise eine entsprechende Kompetenz zu erwerben und sich auf eine Tätigkeit in Wirtschaft, Verwaltung, Politik sowie im Bildungswesen vorzubereiten.

 

Das Zentrum legt großen Wert auf interdisziplinäre Forschung. Im Rahmen der wissenschaftlichen Arbeit des Zentrums sollen eigene Projekte aus dem Bereich Deutschland- und Europastudien konzipiert und in Zusammenarbeit mit deutschen Forschungsinstitutionen durchgeführt werden. Das Zentrum will auch an Forschungen über polnisch-deutsche Probleme teilnehmen, die in Polen an anderen Instituten betrieben werden. Die Forschungsergebnisse werden sowohl in wissenschaftlichen Zeitschriften der Universität als auch in eigenen Publikationen des Zentrums veröffentlicht.

 

Das Zentrum wird aber nicht nur als Aus- und Fortbildungseinrichtung und als Forschungsinstitut wirken, sondern versteht sich auch als Koordinations- und Servicestelle im Bereich der deutsch-polnischen Beziehungen und bei der Schaffung eines Netzwerks  polnischer deutschland- und europakundlicher Einrichtungen und Mit seinen Veranstaltungen wird es sich an eine breite Öffentlichkeit wenden.

 

Der Lehr- und Forschungsbetrieb des Willy Brandt Zentrums beginnt mit dem akademischen Jahr 2002/2003: Das Breslauer Zentrum bietet - jährlich bis zu 50 Absolventen von Magisterstudien unterschiedlicher Fachrichtungen aus ganz Polen ein zweijähriges deutschland- und europakundliches Aufbaustudium an, das eine interkulturelle und interdisziplinäre Ausbildung garantiert. Sobald durch das polnische Hochschulrecht die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden, soll auch ein international üblicher Masterstudiengang (MA in Deutschland- und Europastudien) angeboten werden.

Darüber hinaus wird das Zentrum ab Oktober 2002 – in Anlehnung an die Erfahrungen der deutschen Graduiertenkollegs – einer Gruppe von jährlich zwölf Doktoranden, die an zum Profil des Willy Brandt Zentrums passenden Themen arbeiten, die Möglichkeit der Promotion einräumen und ihnen eine hervorragende wissenschaftliche Betreuung durch Wissenschaftler aus Wrocław und Deutschland bieten. Bei diesem Promotionsstudium am Zentrum legt man besonderen Wert auf gegenwartsbezogene und interdisziplinär ausgerichtete Projekte. Der Doktortitel wird von der Universität Wrocław verliehen.

 

Das Willy Brandt Zentrum wird ab dem 1. Oktober 2002 seinen Sitz in einem eigenen Gebäude an der ul. Bartla 5a in Breslau haben, das von der Universität  mit Unterstützung des Marschallamts zur Verfügung gestellt wird.

 

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Weitere Informationen über das Willy Brandt Zentrum erteilen:

 

Dr. Krzysztof Ruchniewicz, Kommissarischer Direktor des Willy Brandt Zentrums,

c/o Historisches Institut der Universität Wrocław, ul. Szewska 49, 50-139 Wrocław,

Tel. 071/3752537, 3752479; Fax: 071/343 6542; Mobiltelefon: 0605 886 279;

E-mail: ruchniew@hist.uni.wroc.pl

 

Hans Golombek, Leiter der DAAD-Außenstelle in Polen, ul. Czeska 24, 03-902 Warszawa, Tel. 022/6174847, 6161318, Fax: 022/6161296. E-mail: daad@daad.pl